Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, verlassen Sie bitte Ihren elitären Elfenbeinturm, 19.05.2016: 


Diesen Brief habe ich an Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, an die CDU-/CSU, SPD-Landesverbände, einige Medien, darunter Deutschlandfunk gesendet.


Offener Brief

Sehr geehrter Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt,

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Ich bedanke mich bei der Journalistin des Deutschlandfunks Christine Heuer, die das Interview [1] mit Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt geführt hat, dafür, dass dank ihrer Fragen und ihrer Haltung die Position von Herr Schmidt und seine Argumente im Streit um Glyphosat für mich nachvollziehbar sind.

Ich schreibe diese EMail mit dem Ziel, Sie, Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt als Abgeordneter, als gewählter Volksvertreter auf den Boden der Tatsachen zu holen. Herr Schmidt, ich habe Ihre Argumente im Interview im Streit um Glyphosat - s. "Schmidt rechnet nicht mit schneller Entscheidung, 19.05.2016" [1] gehört und habe den Eindruck gewonnen, dass Ihnen als Bundeslandwirtschaftsminister wichtige Sachverhalte offensichtlich unbekannt sind.

Ihr polemisches Argument, "Wissenschaftlichkeit auch Wissenschaftlichkeit sein zu lassen und nicht einfach darüber herzuschwadronieren" Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, aus dieser Passage "Was sind die Alternativen? Und ich empfehle uns dringend, dass wir uns der Mühe unterziehen, Wissenschaftlichkeit auch Wissenschaftlichkeit sein zu lassen und nicht einfach darüber herzuschwadronieren, wie ich das leider in der letzten Zeit häufig gesehen habe, und das ärgert mich, wie Sie merken. Wir sind auch in der Bundesregierung dazu verpflichtet, nicht gerade nach dem, was uns so aus der Öffentlichkeit entgegenkommt, zu entscheiden, sondern schon auf Basis. Dafür bin ich zu haben; für anderes bin ich schwierig zu bekommen." [1] lasse ich nicht gelten. Weil:

1) das Vertrauen in die Wissenschaft als Meinungsmacher leidet erheblich
2) das Vertrauen in die Wissenschaft als Meinungsmacher leidet, weil der Wissenschaft die nötige Distanz zu der Politik und der Wirtschaft, die Unabhängigkeit fehlt.

Ich kann mir den Luxus leisten diese EMail kurz zu halten, weil wenn die Thesen 1) und 2) für Sie erklärungsbedürftig ist, dann kann ich Ihnen komprimierte Erläuterung in den Quellen [2] bis [4] anbieten:

[1] Streit um Glyphosat: Schmidt rechnet nicht mit schneller Entscheidung, 19.05.2016 - http://www.deutschlandfunk.de/streit-um-glyphosat-schmidt-rechnet-nicht-mit-schneller.694.de.html?dram:article_id=354476
[2] Unter Generalverdacht. Wie reagieren die Medien auf die Vertrauenskrise? Live aus dem Verlagsgebäude der Sächsischen Zeitung in Dresden, 18.05.2016 - http://www.deutschlandfunk.de/unter-generalverdacht-wie-reagieren-die-medien-auf-die.1771.de.html?dram:article_id=354063
[3] Wie die neue Medienordnung Deutschlands und Europas Zukunft prägen wird: Gefälligkeitsgutachten, 27.02.2015 - http://neue-medienordnung-plus.sprechrun.de/?id=2429
[4] Gutachterrepublik Deutschland: Gefälligkeitsgutachten - nur Einzelfälle oder Überlebensstrategie des elitären Systems? 08.08.2015 - http://gutachterrepublik-deutschland.sprechrun.de/#c3166
[5] Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, verlassen Sie bitte Ihren elitären Elfenbeinturm, 19.05.2016 - http://neue-medienordnung-plus.sprechrun.de/index.php?id=4117
[6] Elfenbeinturm - https://de.wikipedia.org/wiki/Elfenbeinturm

In der Sendung "Länderzeit: Unter Generalverdacht. Wie reagieren die Medien auf die Vertrauenskrise?" am 18.05.2016 [2] haben die Teilnehmer eingesehen, dass das Vertrauen der Bürger in die Medien gelitten hat und deswegen haben Journalisten zusammen mit Prof. Dr. Lutz M. Hagen, Professor für Kommunikationswissenschaft, TU Dresden nüchtern versucht, die Ursachen für die Vertrauenskrise und vor allem die Wege für die Wiederherstellung des Vertrauens zu finden.

Soweit sind Sie, Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, noch nicht. Ihnen fehlt die Einsicht, dass das Vertrauen der Bürger in die Wissenschaft gelitten hat und allein deswegen greifen Ihre "wissenschaftliche" Argumente nicht. Ich würde mich sehr freuen, wenn die in den Quellen [2] bis [4] aufgeführten Argumente Sie dazu bewegen, sich über das Thema "Vertrauen der Bürger in die Politik und in die Wissenschaft" Gedanken zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Gustav Wall